Autorin: Sylvia Plath
Deutscher Titel: Die Glasglocke
Deutscher Verlag: Suhrkamp Taschenbuch
Seitenzahl: 262
Originales Erscheinungsdatum: 1963
Reihe: –
Meinung
Dieses Buch zählt zu den bekanntesten Klassikern, ist eine beliebte Schullektüre und dazu noch für seinen Feminismus bekannt. All das merkt man dem Buch aber gar nicht direkt an.
Der Schreibstil ist einfach, gefiel mir aber und gerade zu Beginn war ich von der Handlung und von der Protagonistin Esther doch sehr überrascht. Sie war immer eine extrem vorbildliche Schülerin, hatte ihre Ziele klar vor Augen und hat alles nötige getan, um sie zu erreichen. Als wir in die Handlung einsteigen, macht sie gerade eine Praktikum für eine Modezeitschrift in New York und scheint ein ziemlich glamouröses Leben zu leben, inklusive Modenschauen und teurem Essen.
I felt very still and very empty, the way the eye of a tornado must feel, moving dully along in the middle of the surrounding hullabaloo.
Als sie gefragt wird, was sie nach dem College machen möchte, rutscht sie allerdings in ein tiefes Loch, denn sie weiß eigentlich nur, was sie NICHT machen möchte und ist von all ihren Möglichkeiten vollends überfordert. Sich für etwas zu entscheiden, bedeutet gleichzeitig, alle anderen Dinge nicht mehr tun zu können und an dieser Stelle konnte ich ihr Problem sehr gut nachfühlen. Etwa zu diesem Zeitpunkt rutscht sie in eine Depression und die Handlung dreht sich komplett. An dieser Stelle bekam ich dann schon eher das, was ich von diesem Buch erwartete. Ich wusste nämlich um ehrlich zu sein nicht viel darüber, außer dass es um Depressionen und Feminismus geht.
Letzterer ist dabei gar nicht so explizit präsent, denn es geht nie um die gesamte Gesellschaft, sondern nur darum was Esther selbst will oder nicht will. Und was sie nicht will, ist zu heiraten und für einen Mann zu arbeiten. Sie hat den starken Wunsch, zu jeder Zeit unabhängig zu sein und möchte keinerlei Bindung zu einem Mann aufbauen.
The trouble was, I hated the idea of serving men in any way.
Die Thematik der Depression schlägt sich für mich auch stark im Schreibstil nieder, denn dieser wirkt sehr neutral und eher distanziert. Obwohl aus Esthers Sicht erzählt wird, gibt es wenige Emotionen, da sie selbst nicht viel empfindet, sondern sich eben fühlt, wie unter einer Glasglocke. Das fand ich sehr passend, auch wenn es dadurch schwerer wird, sich richtig in sie hineinzuversetzen.
Fazit
Das Buch liest sich durch die relative Aktualität nicht wie ein Klassiker und mir gefällt, dass die Themen direkt auf die Protagonistin bezogen sind. Die Autorin versucht hier also nicht zu belehren oder explizit die Gesellschaft zu kritisieren, sondern berichtet nur von individuellen Erfahrungen. Das tut sie auf eine Weise, die mich wirklich gefesselt und überzeugt hat.
Ein toller Beitrag, der mich dazu gebracht hat, das Buch zu lesen, ist der von Jennifer und Kathinka, die sich (mit Spoilern!) über das Buch unterhalten und das Gespräch verschriftlicht haben.
Hey Jaq,
Ich find es immer gut, wenn Bücher was belehrendes haben, ohne den Leser zu belehren. Weißt du, was ich meine?
Ich glaub nicht, dass wir das Buch damals in der Schule gelesen haben (vllt hätte man das anstelle von Effi Briest tun sollen, jenes Buch, was ich am liebsten nach der ersten Seite verbrannt hätte).
LG Heffa
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Hi Heffa!
Ja, genau. Ich will nicht, dass mir ein Buch etwas vorschreibt, aber etwas daraus lernen darf man trotzdem gerne.
Als Schullektüre ist das glaube ich in Amerika verbreiteter, hier habe ich das auch noch von niemandem gehört. Aber mir würden auch einige Bücher einfallen, die man dafür gerne hätte weglassen können :D
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